Bayerisches Rotes Kreuz
Allgemeines

Das Bayerische Rote Kreuz (BRK) ist ein Landesverband des Deutschen Roten Kreuzes und Mitglied des Bundesverbands. Es hat seinen Sitz in München.
Im Unterschied zu allen anderen Landesverbänden hat das BRK die Rechtsform einer Körperschaft des öffentlichen Rechts und mit dem BRK-Gesetz eine landesrechtliche Grundlage. Die anderen Landesverbände sind eingetragene Vereine und nicht eigens staatlich reguliert. Das Bayerische Rote Kreuz weist über den Namen und die Rechtsform hinaus eine Reihe weiterer Besonderheiten auf, die es von den anderen Landesverbänden unterscheidet.
Obwohl die Bezirksverbände und Kreisverbände nicht konsolidiert werden, handelt es sich beim BRK um eine wirtschaftliche Einheit.1 In 2014 erwirtschaftete das gesamte Bayerische Rote Kreuz einen Umsatz von ca. einer Milliarde Euro2, bis 2020 stieg er auf ca. 1,3 Milliarden Euro, bis 2023 auf ca. 1,7 Milliarden Euro.
Gründung und Vorgänger
Am 27. Juli 1945 wurde dem BRK die Stellung als Körperschaft des öffentlichen Rechts verliehen und damit nach dem Ende des Zweiten WeltkriegWP (1939–1945) und des NS-StaatsWP (1933–1945) neu gegründet. Es hat die folgenden Vorgängerorganisationen:
- Landesstellen VII und XIII des Deutschen Roten Kreuzes (1937–1945/46),
- Bayerischer Landesverein vom Roten Kreuz (1921–1937),
- Bayerischer Landeshilfsverein vom Roten Kreuz (1898–1921),
- Bayerischer Verein zur Pflege und Unterstützung im Felde verwundeter und erkrankter Krieger (1868–1898),
- Bayerischer Invaliden-Unterstützungsverein bzw. Allgemeiner-Invaliden-Unterstützungsverein (1866–1868).
Als ideelles Gründungsdatum des Bayerischen Roten Kreuzes kann der 18. Oktober 1866 gelten, denn der Bayerische Invaliden-Unterstützungsverein war die erste Organisation auf Landesebene, die offiziell das Rote Kreuz als Vereinszeichen führte.
Das BRK ist ein Gründungsmitglied des am 4. Februar 1950 gegründeten DRK-Bundesverbands. Es unterstützte den Gründungsvorgang ganz erheblich, indem es die notwendige Korrespondenz und die finanzielle Abwicklung übernahm.
Gebiet
Das Gebiet des BRKs ist das des Freistaats BayernWP, der ein BundeslandWP ist.
Gliederung
Mitgliedsorganisationen
Das Bayerische Rote Kreuz hatte in 2023 fünf Bezirksverbände (Oberbayern (OBB), Niederbayern/Oberpfalz (NOPF), Ober- und Mittelfranken (OMF), Unterfranken (UFR), Schwaben (SWB)) und 73 Kreisverbände (stabil). Untypisch für einen Landesverband sinkt die Anzahl der Gliederungen in Bayern nicht. Es gibt keine Ortsvereine in Bayern.
Tochtergesellschaften und Beteiligungen
Der Landesverband hat mehrere Tochtergesellschaften:
- Blutspendedienst des BRK (100 %),
- Sozialservice-Gesellschaft des Bayerischen Roten Kreuzes (100 %),
- Handels- und Dienstleistungsgesellschaft des Bayerischen Roten Kreuzes (99,9 %),
- Bayerisches Zentrum für besondere Einsatzlagen (57 %).
Darüber hinaus ist das BRK beteiligt an:
- Zentrale Abrechnungsstelle für den Rettungsdienst Bayern (49 %),
- Funk Humanitas (49 %, Versicherungsmakler).
Blutspendedienst
Das Bayerische Rote Kreuz der einzige Landesverband, der für sein Gebiet einen eigenen Blutspendedienst, den Blutspendedienst des BRK, betreibt. Alle DRK-Blutspendedienste außerhalb Bayerns sind Kooperationen mehrerer Landesverbände.
Traditionspflege
In Bayern gibt es die meisten Rotkreuz-Museen in Deutschland: Sie befinden sich in Nürnberg, München, Nabburg (vormals Regenstauf), Hofheim in Unterfranken und Dachau.
Besonderheiten
Außendarstellung
- Das BRK bezeichnet sich selbst als Bayerisches Rotes Kreuz, nicht als Deutsches Rotes Kreuz. Im Unterschied zum Landesverband in Baden, der mit Badisches Rotes Kreuz ebenfalls eine besondere Bezeichnung führt, hat das BRK auch abweichende Standardlogos. Der Grundsatz der Einheit ist dennoch gewahrt.
- Die Abkürzung BRK ist seit 2015 eine eingetragene Marke, jedoch nicht des Bayerischen Roten Kreuzes. Der Inhaber der Marke ist der Bundesverband des Deutschen Roten Kreuzes.
- Die Bergwacht Bayern führt ein Sonderlogo, das von dem einheitlichen Logo der übrigen Bergwacht-Landesverbände (ausgenommen Bergwacht Schwarzwald, die nicht zum DRK gehört) deutlich abweicht.
- Nur in Bayern führen die Bereitschaften ein Sonderlogo. Es ist vom Kompaktlogo abgeleitet.
- Die Wasserwacht in Bayern trägt eine andere Einsatzbekleidung als die Wasserwacht-Gliederungen außerhalb Bayerns. Die Dienstbekleidungsvorschrift sieht eine Variante Bayern vor.3
- Ein Kreisverbandsarzt heißt in Bayern Chefarzt.
Rechtsform
- Die Rechtsform des BRK wurde gewählt, um dem BRK auf diese Weise zu ermöglichen, die Pflege gesellschaftlicher Interessen besonders wirksam zu gestalten.4 Deshalb hat es keine ausgeprägte Staatlichkeit, anders als oft irrtümlich angenommen: Eine Körperschaft des öffentlichen Rechts wird definiert als mitgliedschaftlich verfasster, unabhängig vom Wechsel der Mitglieder bestehender, mit Hoheitsgewalt ausgestatteter Verwaltungsträger. Das BRK ist aber weder Verwaltungsträger noch mit Hoheitsgewalt ausgestattet, so dass es an der materiellen Zuordnung zur öffentlichen Gewalt fehlt.4 Die staatliche Aufsicht ist sehr zurückhaltend gestaltet, indem sie keinen direkten Eingriff in das Handeln ermöglicht und sogar ausdrücklich die Grundsätze wahrt, so dass die Unabhängigkeit sichergestellt ist.5
- Seiner Rechtsform ist geschuldet, dass es im BRK keine Betriebsräte, sondern einen Personalrat als Personalvertretung wie in der öffentlichen Verwaltung gibt. Im Bayerischen Personalvertretungsgesetz (BayPVG) wurde dazu eine Sonderregelung geschaffen.
Bedeutung
- Das BRK ist bezüglich des Ehrenamts der mit Abstand bedeutendste Landesverband. Mehr als ein Drittel der aktiven Mitglieder in den Rotkreuz-Gemeinschaften außer JRK sind in Bayern, und sogar vier Fünftel der Angehörigen des JRK sind bayerisch.6
- Das BRK stellt eigenen Angaben zufolge 80 % des öffentlichen Rettungsdienstes in Bayern dar.7 Es ist mit einem Anteil von 49 % der größte Gesellschafter der Zentralen Abrechnungsstelle für den Rettungsdienst Bayern.
- Das BRK war meistens in ehemaligen Bayerischen Senat (1946–1999) mit einer Person vertreten. Es handelte sich immer um Präsidenten oder Vizepräsidenten des BRK.
Organisation
- In Bayern gibt es die Verbandstufe Bezirksverbände (sonst nur in Rheinland-Pfalz) und nicht die der Ortsvereine.
- In Bayern gibt es die Marienvereine, die den Status einer Rotkreuz-Gemeinschaft haben.8,9
- Das BRK hat eine eigene Beschaffungsstelle, die Handels- und Dienstleistungsgesellschaft des Bayerischen Roten Kreuzes. Frühere, bedeutende Beschaffungsstellen anderer Landesverbände (sehr bekannt war z.B. Nottuln) sind in der DRK-Service GmbH aufgegangen.
- Das Bayerische Zentrum für besondere Einsatzlagen (BayZBE), eine gemeinsame Bildungseinrichtung der Hilfsorganisationen in Bayern, wird unter der Federführung des BRK betrieben.
- Nur in Bayern gibt es neben dem Landesschiedsgericht auch Bezirksschiedsgerichte.
- Wahlen im BRK sind zweiphasig organisiert: Ein Wahlvorbereitungsausschuss ist für die Ausschreibung und Aufstellung der Kandidaten zuständig, während die Wahl selbst von einem Wahlausschuss durchgeführt wird.
- Es gibt in Bayern als einzigem Landesverband keine Verbandsgeschäftsführung Land. Ihre Aufgaben werden mit durch die Geschäftsführerkonferenz übernommen.
- Die drei Schwesternschaften in Bayern sind im Verband der Schwesternschaften vom Roten Kreuz in Bayern zusammengeschlossen, der seinerseits Mitglied im BRK ist.
Sonstiges
- Als wirtschaftliches Geschäftsfeld betreibt das BRK den Zentralen Omnibusbahnhof (ZOB) in München.
- Der Bezirksverband Schwaben im BRK veranstaltet alle zwei Jahre das Abenteuer Siedeln, ein Großzeltlager als Ferienfreizeit mit politischer Bildung.
- Das private Podcast 7 Gute Gründe, der in München produziert wird, bezieht sich teils auf das BRK.
- Das BRK wird im Glücksspielstaatsvertrag (GlüStV) gegenüber privaten Veranstaltern privilegiert. Es darf öffentliche Lotterien mit geringerem Gefährdungspotential durchführen.
- Das BRK beendete bereits Mitte der 1980er-Jahre seine Beteiligung am Hilfszug, indem es die Hilfszugabteilung X in Baar-Ebenhausen auflöste.
- Neben den Saarland nutzt auch Bayern das System VMNET als Kursinformationssystem.
- Das BRK betreibt als Stabstelle der Landesgeschäftsstelle das Kompetenzzentrum Internationale Arbeit in Augsburg.
Weitere Informationen
Websites
- Website Bayerisches Rotes Kreuz
- Website, BRK-Angebote in Bayern
- BRKLV.InsOhr.de, Joachim Merk (Satzungsausschuss)
- Daniel-Erasmus Khan, Donald Riznik, Bayerisches Rotes Kreuz (BRK), in: Historisches Lexikon Bayerns, München, 11. Oktober 2021
Enzylopädie
- Artikel BRK-Gesetz
- Artikel Einheit
- Artikel Landesverband
- Kategorie Bayern
Einzelnachweise
- ↑ § 47 Abs. 1 BRK-Satzung.
- ↑ Bundeskartellamt, Beschluss. In dem Verwaltungsverfahren 1. Blutspendedienst des Bayerischen Roten Kreuzes gemeinnützige GmbH, 2. Städtisches Klinikum München GmbH, Bonn 2015, Seite 8.
- ↑ Deutsches Rotes Kreuz, Einsatzbekleidung Wasserwacht, Berlin 2016.
- ↑ 4,0 4,1 Verwaltungsgerichtshof München, Unzulässigkeit des Verwaltungsrechtswegs und Verweisung an das Zivilgericht, Beschluss vom 6. Oktober 2016, 21 C 15.2210, München 2016, Rn. 19.
- ↑ Landtag des Freistaates Bayern, Gesetz über die Rechtsstellung des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK-Gesetz), 16. Juli 1986 (GVBl. S. 134, BayRS 281-1-I), zuletzt durch § 1 Nr. 310 der Verordnung vom 22. Juli 2014 (GVBl. S. 286) geändert, München 2014, Artikel 3.
- ↑ Eigene Schätzungen aufgrund veröffentlichter Mitgliederzahlen für 2016 und 2017.
- ↑ Über 80 Prozent aller Krankentransporte, Notfall- und Notarzteinsätze im öffentlichen Rettungsdienst werden in Bayern vom BRK durchgeführt. — BRK.de, Rettungsdienst (2022).
- ↑ Die ehrenamtliche Arbeit erfolgt in Rotkreuz-Gemeinschaften, in Arbeitskreisen, in den Marienvereinen im Kreisverband Coburg und in anderen Formen [...]. — BRK-Satzung, § 5, Abs. 3.
- ↑ Mitglieder des Bayerischen Roten Kreuzes sind auch die Mitglieder der Marienvereine im Kreisverband Coburg. — BRK-Satzung, § 7, Abs. 4.