Schwesternschaft
Allgemeines
Eine Schwesternschaft (engl. nurses association) ist ein Verein im Deutschen Roten Kreuz, der sich im weitesten Sinne mit Krankenpflege beschäftigt. Die Mitglieder sind Rotkreuzschwestern, die für den Verein beruflich tätig sind, ohne dass sie abhängige Angestellte sind. Sie sind daher zugleich Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Das ist eine Beschäftigungsart mit einem hohen Maß möglicher Partizipation. Neben den Vereinsmitgliedern gibt es auch angestellte Mitarbeiter. Die Tätigkeit erfolgt in eigenen Krankenhäusern, Pflegediensten und anderen Einrichtungen, oder durch Gestellung in Kliniken anderer Träger. Eine Reihe von Schwesternschaften betreiben eigene Berufsfachschulen, an denen verschiedene Pflegeberufe ausgebildet werden.
Organisation
Verbandliche Eingliederung
Alle Schwesternschaften sind Vereine und Mitglied im Verband der Schwesternschaften, der ihrerseits Mitglied des Bundesverbands ist. Die drei Schwesternschaften in Bayern haben mit dem Verband der Schwesternschaften vom Roten Kreuz in Bayern einen eigenen kleinen Verband, sind Mitglied im Bayerischen Roten Kreuz, gehören jedoch nicht zur Körperschaft des öffentlichen Rechts.
Die Schwesternschaften sind mit dem jeweils zuständigen Landesverband verbunden, haben jedoch ihre eigene verbandliche Struktur, die getrennt und unabhängig von den Landesverbänden besteht.
Innere Gestaltung
Eine Schwesternschaft wird von einer Oberin geleitet, die dazu von den Rotkreuzschwestern als Mitglieder des Vereins gewählt wird. Ihre Amtszeit ist unbefristet, im Unterschied zu den übrigen Vorstandsmitgliedern.
Zu den satzungsmäßigen Organen einer Schwesternschaft gehören wie bei jedem Verein der Vorstand und die Mitgliederversammlung. Darüber hinaus gibt es den Schwesternbeirat, der im gewissen Maße die Rolle des in einem Verein fehlenden Betriebsrats hat.
Die Mitgliedschaft vermittelt dunter anderem Möglichkeiten zur Aus-, Fort- und Weiterbildung, eine Berufshaftpflichtversicherung und eine Zusatzrente aus der verbandseigenen Pensionskasse. Zur Versorgung im Alter kann auch ein bevorzugter Zugang zu eigenen Wohnheimen gehören. Manche Schwesternschaften haben auch eigene Grabstätten.1
Übersicht der Schwesternschaften
Aktuell bestehende Schwesternschaften
Aktuell gibt es 30 Schwesternschaften in Amberg, Berlin, Bonn, Bremen, Darmstadt, Essen, Flensburg, Frankfurt am Main, Gelsenkirchen, Göttingen, Hamburg, Hannover, Itzehoe, Karlsruhe, Kassel, Kiel, Krefeld, Lübeck, Lüneburg, Mainz, Marburg, München, Neustadt an der Weinstraße, Nürnberg, Sande, Stuttgart, Wiesbaden und Wuppertal. Die zwei Schwesternschaften in Frankfurt am Main werden gemeinsam geführt, daher gibt es operativ eigentlich 29 Schwesternschaften.
Aus historischen Gründen gibt es keine DRK-Schwesternschaft auf dem Gebiet der neuen Bundesländer. Das Deutsche Rote Kreuz des untergegangenen NS-Staats (1933–1945) wurde am 1945 in der Sowjetischen Besatzungszone (1945–1949) vollständig aufgelöst und abgewickelt, einschließlich der in diesem Gebiet bis dahin bestehenden Schwesternschaften. Das 1952 in der 1949 entstandenen DDR neu gegründete Deutsche Rote Kreuz der DDR schuf keine neuen Schwesternschaften mehr. Ein Versuch, nach der deutschen Wiedervereinigung 1990 und dem Beitritt der Landesverbände des DRK der DDR zum DRK in Westdeutschland, dem Bundesverband, in Ostdeutschland wieder Schwesternarbeit aufleben zu lassen, scheiterte: Die Schwesternschaft Sachsen war 1991 in Dresden gegründet worden, verlegte ihren Sitz im Jahr 2000 nach Chemnitz und wurde 2018 aufgelöst.
Ehemalige Schwesternschaften
Früher gab es Schwesternschaften in Bad Homburg (1918–1975), Bad Kreuznach (1940–1972), Bochum (1956–1978), Braunschweig (1895–1988), Breslau (1936–1945), Coburg (1901–2017), Dresden (1868–1945), Eberswalde (1895–1945), Frankfurt an der Oder (1898–1945), Gera (1928–1945), Gnesen (1898–1920), Goddelau (1922–1945), Gotha (1906–1945), Graudenz (1916–1945), Hildesheim (1947–1997), Karlsbad (1939–1945), Köln (1892/1906–1978), Königsberg (1919–1945), Kulm (1919–1945), Leipzig (1868–1945), Magdeburg (1883–1945), Meiningen (1902–1945), Offenbach (1904–?), Quedlinburg (1898–1945), Rheydt (1915–?), Saarbrücken (1912–1987), Saasa (1928–1945), Sagan (1922–?), Schwerin (1882–1945), Stettin (1917–1945), Stolp (1921–1945), Straßburg (1902–?), Thorn (1909–1945), Weimar (1875–1945), Witten (1907–1990) und Würzburg (1949–1972).2
Einrichtungen
Die Schwesternschaften betreiben folgende Arten von Einrichtungen:3
- Krankenhäuser,
- Seniorenzentren (z.B. Pflegeheime),
- Ambulante Pflege (Pflegedienste),
- Tages- und Kurzzeitpflege,
- betreutes Wohnen und andere besondere Wohnformen,
- ambulante und stationäre Hospize,
- Kindertageseinrichtungen,
- Berufsfachschulen für Pflege.
Der Stammsitz einer Schwesternschaft wird als Mutterhaus bezeichnet.
Sonderlogo

Die Schwesternschaften, teils ihre Einrichtungen und der Verband der Schwesternschaften führen ein Sonderlogo. Es besteht aus dem Roten Kreuz, das von einem königsblauen Ring umrahmt ist. Der Ring ist oben mit Deutsches Rotes Kreuz und unten mit Schwesternschaft in weißer, serifenloser Schrift besetzt. Durch die Beschriftung handelt es sich um ein vollwertiges Kennzeichen.
Weitere Informationen
Websites
- Website Verband der Schwesternschaften vom Deutschen Roten Kreuz e.V.
- Verband der Schwesternschaften im Deutschen Roten Kreuz e.V. (Hrsg.), Rotkreuzschwestern. Die Pflegeprofis. Menschlichkeit - Die Idee lebt, Hildesheim/Zürich/New York 2007
- Wohlfahrtintern.de, DRK Schwesternschaften. Ein Gefühl von gestern, 28. Februar 2020
- Wikidata.org, Rotkreuzschwesternschaft
Podcasts
- Martin Krumsdorf (INSOHR), Doreen Fuhr, Schwesternschaften (Podcast), in: 7 Gute Gründe, München, 23. März 2022
- Artikel REZEPTfrei
Enzyklopädie
- Artikel Rotkreuzschwester
- Artikel Verband der Schwesternschaften
Einzelnachweise und Erläuterungen
- ↑ Zum Beispiel die Schwesternschaft Elsa Brandström in Flensburg unterhält eine Grabstätte für ihre Mitglieder: DRK-Schwesternschaft-Flensburg.info, Mitgliedschaft / Unsere Leistungen.
- ↑ Verband der Schwesternschaften im Deutschen Roten Kreuz e.V. (Hrsg.), Rotkreuzschwestern. Die Pflegeprofis. Menschlichkeit - Die Idee lebt, Hildesheim/Zürich/New York 2007, Seiten 369–376. Für die Schwesternschaften in der ehemaligen Sowjetischen Besatzungszone ist hier 1945 als Jahr der Auflösung angenommen.
- ↑ Rotkreuzschwestern.de, 31 DRK-Schwesternschaften in ganz Deutschland.