Deutsches Rotes Kreuz der DDR

Nachschlagewerk über das Deutsche Rote Kreuz und die Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung
(Weitergeleitet von DRK der DDR)

Allgemeines

Das Deutsche Rote Kreuz der Deutschen Demokratischen Republik (kurz: DRK der DDR, offiziell bis 1972: Deutsches Rotes Kreuz in der DDR; selten: DRK-Ost) war die Nationale Gesellschaft vom Roten Kreuz in der ehemaligen DDR (1949–1990) bzw. Deutschland (Ost). Das DRK der DDR war seit seiner Gründung am 23. Oktober 1952 als Körperschaft des öffentlichen Rechts organisiert1, später (zusätzlich?) als Verein (DRK der DDR e.V.). Den Zusatz der DDR bzw. der Deutschen Demokratischen Republik führte die Organisation seit 19662, um die Verwechslungsgefahr mit dem DRK im Westen Deutschlands (in der DDR häufig als BRD bezeichnet) zu reduzieren.

Knapp vier Jahrzehnte lang — von 1952 bis 1990 — gab es aufgrund der zwei deutschen Staaten zwei Organisationen, die sich Deutsches Rotes Kreuz nannten. Zwei Nationale Gesellschaften in Deutschland widersprachen nicht dem Grundsatz Einheit, weil die DDR (Osten) und die BRD (Westen) zwei souveräne Staaten waren. Es gab nicht ein Deutschland, sondern zwei Staaten, die beide Deutschland hießen.

Organisation

Präsidium und Kongreß

Die höchsten Organe des DRK der DDR waren das Präsidium und der alle fünf Jahre tagende Kongreß des DRK der DDR (1966–1990), davor die Hauptversammlung (1952–1963).

Organisationseinheiten

Das DRK der DDR gliederte sich in 16 Bezirke (eigentlich 14 Bezirke und zwei Bezirken gleichgestellte Gebiete), ca. 200 Kreise und Stadtkreise sowie ca. 14.000 Grundorganisationen (GO), z.B. Orts-, Betriebs- und Hochschulkomitees.

Die Bezirke waren weitgehend nach den Städten benannt, in denen die betreffenden Leitungen (Bezirkskomitees) ihren Sitz hatten, und entsprachen den staatlichen Verwaltungseinheiten: Rostock Schwerin, Neubrandenburg, Potsdam, Frankfurt (Oder), Cottbus, Magdeburg, Halle (Saale), Erfurt, Gera, Suhl, Dresden, Leipzig, Karl-Marx-Stadt (heute Chemnitz), Berlin (Ost), Wismut.

Sonstiges

Fördermitglieder wurden im DRK der DDR als Freunde bezeichnet.

Durchgehend während praktisch der gesamten Existenz des DRK der DDR gab es das Zentralorgan bzw. Deutsches Rotes Kreuz in der Deutschen Demokratischen Republik als zentrale Zeitschrift. 1953 hatte sie den Zusatz Mitteilungsblatt und dann bis 1972 Monatszeitschrift. In 1990 hieß sie kurze Zeit Rotkreuz mit dem Zusatz Monatszeitschrift des DRK der DDR. Die letzte Ausgabe erschien im November 1990.

Aufgaben (Beispiele)

Das DRK der DDR betrieb gemeinsam mit dem Ministerium für Gesundheitswesen die Schnelle Medizinische Hilfe (SMH). Sie war unter der Notrufnummer 115 erreichbar.

Die Jugendorganisation war seit den 1970er-Jahren die Rotkreuzjugend.

Von 1955 bis 1963 betrieb das DRK der DDR den Seenotrettungsdienst.

Das Albert-Schweizer-Komitee (1963–1990) war eine Einrichtung des DRK der DDR.

Der Bergrettungsdienst hieß zuletzt, von 1973 bis 1990, Bergunfalldienst.

Geschichte

Jahr Ereignis
1947–1949 Gründungsversuch als Landesverbände innerhalb der Volkssolidarität.3
1952 Gründung durch Verordnung des Ministerrats am 23. Oktober 1952
1954 Anerkennung durch das IKRK am 9. November 1954
1966 Änderung von Bezeichnung und Logo am 21. Oktober 1966
1967 Start der Dringlichen Medizinischen Hilfe (DMH)
1973 Wahl des Präsidenten des DRK zum Vizepräsidenten Liga der Rotkreuz-Gesellschaften (heute: Föderation)
1976 Start der Schnellen Medizinischen Hilfe (SMH)
1988 Verlegung des Sitzes von Dresden nach Berlin (Stadt) am 5. April 1988 (Umzug wurde nie abgeschlossen)
1990 Bildung von sechs Landes­verbänden: Berlin-Ost, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen
1990 Auflösung des DRKs der DDR zum 31. Dezember 1990
1991 Beitritt der neuen Landesverbände zum DRK der BRD am 1. Januar 1991
1992 Neueintragung und Auflösungsbeschluss für Deutsches Rotes Kreuz e.V. i.L.
2000 Löschung des Deutsches Rotes Kreuz e.V. i.L. aus dem Vereinsregister am 21. November 2000

Nachwirkungen

Die heutigen fünf Landes­verbände im Osten Deutschlands sind das dauerhafteste und sichtbarste Erbe des DRK der DDR im heutigen Deut­schen Roten Kreuz: Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern und Thüringen. Der sechste in 1990 neu gegründete Landesverband, der Landesverband Berlin (Ost), vereinigte sich kurze Zeit später, im Juni 1991, mit dem Landesverband im Westen Berlins zum heutigen Landesverband Berliner Rotes Kreuz.

Die Vereinigung der beiden deutschen Natio­nalen Gesell­schaften stieß organisatorische Weiterentwicklungen an. Dazu gehört die Emanzipation der Wasserwacht zu einer eigenständigen Rotkreuz-Gemeinschaft, weg von einem lediglich Fachdienst der Bereitschaften.

Weitere Informationen

Monographien

Websites

Enzyklopädie

Einzelnachweise

  1. Deutsche Demokratische Republik, Verordnung über das Bildung der Organisation "Deutsches Rotes Kreuz" vom 23. Oktober 1952, in: Gesetzblatt der Deutschen Demokratischen Republik, Berlin, 29. Oktober 1952, Seite 1090.
  2. Deutsche Demokratische Republik, Dritte Verordnung über das Deutsche Rote Kreuz. Vom 21. Oktober 1966, in: Gesetzblatt der Deutschen Demokratischen Republik, Teil II, Nr. 125, Berlin, 15. November 1966, Seite 789.
  3. Anlass war eine Initiative 1947 der Präsidenten der Landesverbände Hamburg und Landesverband Württemberg und Baden vom Roten Kreuz. Ein Satzungsentwurf wurde 1948 von der sowjetischen Besatzungsmacht genehmigt. Das ZK der SED wartete 1949 zunächst die Gründung des Staates DDR ab und verfolgte anschließend das Projekt nicht weiter. — Andrea Brinckmann, Ein Blick nach vorne — zur Geschichte des DRK der DDR, in: Stefan Schomann, Petra Liebner, Hans-Christian Bresgott (Hrsg.), Das war so unser Leben. Erinnerungen an das DRK der DDR, München 2022, Seiten 17–31; hier: Seiten 18–19.