Staatssicherheitsdienst
Allgemeines

Der Staatssicherheitsdienst (Stasi, SSD) war das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) der Deutschen Demokratischen Republik (DDR, 1949–1990). Er bestand von 1953 bis 1990, war zugleich ein Nachrichtendienst und eine Geheimpolizei des totalitären, kommunistischen Regimes und ist vor allem bekannt für seine umfangreichen Maßnahmen zur Überwachung der eigenen Bevölkerung und zur Unterdrückung oppositioneller Bewegungen und von Regimekritikern. Die Aufarbeitung des begangenen Unrechts erfolgt durch die sukzessive Erschließung der Stasi-Unterlagen, die heute zum Bundesarchiv gehören, durch deren wissenschaftliche Aufarbeitung und Nutzung sowie durch zahlreiche Publikationen, die die Inhalte nutzen.
Das Deutsche Rote Kreuz der DDR (DRK der DDR, 1952–1990) sollte nicht nur als Massenorganisation mit bis zu 650.000 Mitgliedern dazu beitragen, die Bevölkerung zu beeinflussen und zu kontrollieren, sondern gehörte auch zur Zivilverteidigung der DDR, dessen Sanitätsdienst es stellte.1 Es wurde daher vom Staatssicherheitsdienst beobachtet, insbesondere durch den Einsatz sogenannter informeller Mitarbeiter (IM) und gesellschaftlicher Mitarbeiter für Sicherheit (GMS). Zum Beispiel waren im September 1982 ca. 14 % des Generalsekretariats des DRK der DDR entweder IM oder GMS.2 Spitzel gab es auch in der Fläche, zum Beispiel in den Bezirkskomitees und Kreiskomitees. Nach der Wende und anschließenden Neugründung aller Gliederungen des DRK in Ostdeutschland bzw. später in den neuen Bundesländern wurden sie mangels Interesse an einer Aufarbeitung innerhalb der Organisation und auch mangels praktischer Relevanz häufig nur zufällig enttarnt.3
Zuständigkeiten im MfS
Hauptabteilung VII, Abteilung 7
Primär zuständig für das DRK war die Hauptabteilung VII, deren Aufgabe unter anderem die abwehrmäßige Sicherung und Abschirmung des Ministeriums des Innern und dessen nachgeordneter Organe und Dienstzweige, der Deutschen Volkspolizei, der VP-Bereitschaften, des Stabes der Zivilverteidigung, der Kampfgruppen der Arbeiterklasse, sowie der »zivilen« Einrichtungen des MdI wie Schulen, Staatliche Archivverwaltung war.4 Innerhalb der Hauptabteilung VII kümmerte sich das Referat 3 der Abteilung 7 um die [p]olitisch-operative Abwehrarbeit […] im Deutschen Roten Kreuz der DDR.4.1 Es sammelte auch Informationen über das DRK in Westdeutschland.5,2.1
Hauptabteilung VI, Abteilung 1
Innerhalb des Staatssicherheitsdienstes war die Abteilung 1 (Aufklärung gegnerischer Grenzübergangsstellen) der Hauptabteilung VI speziell für die Sicherung des Sondereinsatzes des Deutschen Roten Kreuzes der DDR zuständig.4.2 Möglicherweise wurden Tätigkeiten des DRK der DDR im grenznahen Bereich überwacht. Die Aufgabe der Hauptabteilung VI war die Überwachung und Kontrolle des grenzüberschreitenden Tourismus und des Transitverkehrs und von Teilen der zugehörigen touristischen Infrastruktur, Bespitzelung von Ein- zelreisenden und Reisegruppen, datenbankgestützte Analyse von Reiseströmen, Durchsetzen von (Ein-) Reisesperren und individuellen Sonderregeln bei der Grenzpassage.4.3
Weitere Informationen
- Andrea Brinckmann, Das Rote Kreuz in der DDR. Humanitäre Grundsätze und staatliche Lenkung – die Geschichte der Hilfsorganisation von 1952 bis 1990, Berlin 2019, Abschnitt 6.7 (Das Rote Kreuz im Visier der Staatssicherheit), Seiten 125–127
- Artikel Deutsches Rotes Kreuz der DDR
Einzelnachweise
- ↑ Im Gegensatz zum Westen, griff man aufgrund der allgemeinen Mangelwirtschaft bei der Ausrüstung und den Fahrzeugen in der Regel auf das Material der staatlichen Betriebe zurück. Dies betraf unter anderem die Bergungs- und Instandsetzungseinheiten, deren Personal aus den jeweiligen Betrieben stammte. Der Versorgungsdienst wurde z.B. von der Handelsorganisation HO und Mitropa gestellt, der Sanitätsdienst vom DRK der DDR. — Interessengemeinschaft für historischen Luft- und Katastrophenschutz, Der DDR-Zivilschutz von 1950 bis 1990, o.J.
- ↑ Andrea Brinckmann, Das Rote Kreuz in der DDR. Humanitäre Grundsätze und staatliche Lenkung – die Geschichte der Hilfsorganisation von 1952 bis 1990, Berlin 2019, Seite 125.
- ↑ Seite 125.
- ↑ Zum Beispiel der langjährige Vorsitzende des DRK-Kreisverbands Dippolsdiewalde, Axel Werthmann, soll einem Pressebericht zufolge als IM unter dem Decknamen Rolf Lauterbach für den Staatssicherheits tätig gewesen sein. — Ulrich Wolf, Franz Herz, DDR-Vergangenheit holt Dippser DRK-Vorstand ein, Sächsische.de, 12. November 2019.
- ↑ Roland Wiedmann, Die Organisationsstruktur des Ministeriums für Staatssicherheit 1989, in: Martin Erdmann (Hrsg.), MfS-Handbuch. Anatomie der Staatssicherheit; 3. Auflage, Berlin 2018, Seite 240.
- ↑ Abteilung Archivbestände der BStU (Hrsg.), Vorläufiges Findbuch Sekretariate der Stellvertreter des Ministers Neiber, Mittig und Schwanitz im Ministerium für Staatssicherheit der DDR; in: Archiv zur DDR-Staatssicherheit, Band 10; 1. Auflage, Münster 2008, Seite 111.