Landesverband Niedersachsen

Nachschlagewerk über das Deutsche Rote Kreuz und die Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung

Allgemeines

Der DRK Landesverband Niedersachsen ist ein Landesverband des Deut­schen Roten Kreu­zes und Mitglied des Bundesverbands. Er ist ein Verein mit Sitz in Hannover.

Gründung und Vorgänger

Neugründung

Der Landesverband wurde am 27. August 1947, nach dem Untergang des NS-Staats (1933–1945) und dem anschließenden Verbot des damaligen Deut­schen Roten Kreu­zes (1937–1945/46), neu gegründet. An diesem Tag beschloss eine Gründungsversammlung unter anderem die erste Satzung des Vereins, der am 15. Februar 1948 eingetragen wurde.

Der Landesverband Niedersachsen ist ein Gründungsmitglied des am 4. Februar 1950 gegründeten DRK-Bundesverbands.

Vorgänger

Das heutige Land Niedersachsen wurde 1946 aus mehreren Gebieten früherer deutscher Staaten geschaffen, weshalb der DRK-Landesverband neben der Landesstelle XI (1937–1945/46) in der Zeit des Nationalsozialismus (1933–1945) mehrere Landesvereine als historische Vorgänger hat:

  1. Hannover: Westliche Teile des Landes Hannover, das nur 1946 bestand und weitgehend der preußischen Provinz Hannover (1866–1946) entsprach, die ihrerseits aus dem Königreich Hannover (1814–1866) hervorgegangen war. — Das Königreich war kein Vertragsstaat des ersten Genfer Abkommens von 1864. Es prüfte bis 1866 den Beitritt zu dem Abkommen, wurde jedoch 1866 im Rahmen des Deutschen Kriegs (1866) von Preußen besetzt, annektiert und ging damit unter. Daher kam es nicht zur Gründung einer Natio­nalen Gesell­schaft, sondern im Jahr 1867 wurde der Provinzialverein zur Pflege im Felde verwundeter und erkrankter Krieger für die Provinz Hannover gegründet. Dieser Provinzialverein gehörte zum Centralkomitee des Preußischen Vereins zur Pflege im Felde verwundeter und erkrankter Krieger (1864–1890), dem späteren Preußischen Landesverein vom Roten Kreuz (1890–1937).
  2. Braunschweig: Teile des Freistaats Braunschweig (1918–1945), der auf das Herzogtum Braunschweig (1814–1918) gefolgt war. — Obwohl auch Braunschweig kein Vertragsstaat war, gab es hier einen Landesverein vom Roten Kreuz: Braunschweigischer Landesverein vom Roten Kreuz (1900–1937), vormals Braunschweigischer Landesverein zur Pflege im Felde verwundeter und erkrankter Krieger (1869–1900). Vorher gab es kurze Zeit eine Rotkreuz-Organisation: Braunschweigisches Komitee zur Pflege im Felde verwundeter und erkrankter Krieger (1866–1867). Der nach dem Zwei­ten Welt­krieg (1939–1945) gegründete DRK-Landesverband Braunschweig (1945–1972) trat 1972 dem DRK-Landesverband Niedersachsen bei und wurde aufgelöst.
  3. Schaumburg-Lippe: Ehemaliges Land Schaumburg-Lippe (1647–1946). Es ist nicht zu verwechseln mit dem Land Lippe (1945–1947), obwohl beide Länder von demselben Landespräsidenten, Heinrich Drake (1881–1970), in Personalunion geführt wurden. Das Land Lippe wurde Nordrhein-Westfalen zugeschlagen und findet sich heute im Namen des DRK-Landesverbands Westfalen-Lippe wieder. — Auch Schaumburg-Lippe war kein Vertragsstaat. Es gab den Schaumburg-Lippischen Landesverein vom Roten Kreuz (1901–1937?), der vorher Schaumburg-Lippischer Landesverein Landesverein zur Pflege im Felde verwundeter und erkrankter Krieger und zur Milderung der Kriegsleiden (1871–1901) hieß, und dem Verein zur Milderung der Kriegsnot (1870–1871) gefolgt war.

Weiterhin gehört zum heutigen Bundesland Niedersachsen das Gebiet des ehemaligen Freistaats Oldenburg (1918–1946), jedoch blieb der DRK-Landesverband Oldenburg selbstständig und trat, anders als der Landesverband Braunschweig, nicht dem Landesverband Niedersachsen bei.

Gebiet

Heutiges Gebiet

Das Gebiet des Landesverbands Niedersachsen ist das des Bundeslands Niedersachsen, ohne das Gebiet Oldenburg. Gemeinsam mit dem Landesverband Oldenburg deckt es die Fläche von Niedersachsen ab.

Historische Entwicklung

Ursprünglich geplant war ein größerer räumlicher Zuständigkeitsbereich.1 Das Land Schaumburg-Lippe (1647–1946) ging bereits 1946 im Bundesland Niedersachsen auf, und es entstand kein DRK-Landesverband. Im Land Braunschweig (1918–1946), das mit Ausnahme des östlichen Teils, der Teil der sowjetischen Besatzungszone blieb und in das Land Sachsen-Anhalt integriert wurde, ebenfalls 1946 mit Niedersachsen verschmolzen wurde, war hingegen der Landesverband Braunschweig gegründet worden, der bis 1972 weiter bestand und sich dann dem Landesverband Niedersachsen anschloss. Der Landesverband Oldenburg im auch 1946 auf Niedersachsen fusionierten Land Oldenburg blieb hingegen selbstständig und ist es bis heute. Die Bevölkerung von Oldenburg entschied 1975 in Volksentscheid, ein eigenes Bundesland zu werden, doch der Bundestag lehnte dieses Begehren 1976 ab, und das Bundesverfassungsgericht bestätigte 1978 die Rechtmäßigkeit dieser Entscheidung.2

Gliederung

Mitgliedsorganisationen

Der Landesverband Niedersachsen hatte in 2023 keine Bezirks­verbände, 45 Kreis­verbände (2022: 45, 2021 45, 2020, 2019: 45; 2018, 2017: 46) und 974 Ortsvereine (2022: 1003, 2021: 1029, 2020: 1046; 2019: 1081; 2018: 1096; 2017: 1113).

Neben den DRK-Kreisverbänden sind die folgenden Organisationen Mitglied des Landesverbands (2023):

Beteiligungen

Der Landesverband ist an der DRK-Service GmbH beteiligt (34,5 %), in die er 2004 seine Tochtergesellschaft DRK-Ausrüstungs-Center Nord GmbH eingebracht hatte. Darüber hinaus hält er die Mehrheit der Anteile am Blutspendedienst NSTOB.

Blutspendedienst

Der Blutspendedienst im Gebiet des Landesverbands wird vom Blutspendedienst NSTOB wahrgenommen, an dem der Landesverband mehrheitlich beteiligt ist (70,81 %).

Besonderheiten

Rotkreuz-Gemeinschaften

Sonstiges

  • Der Landesverband hat im Unterschied zu den anderen Landesverbänden die mit Abstand meisten Ortsvereine.
  • Die Mitgliederzeitschrift des Landesverbands Niedersachen ist der Rotkreuz-Spiegel.
  • In Schlewecke hatte sich ein aus Berlin über Flensberg geflüchteter Rest des Präsidiums des Präsidiums des Deut­schen Roten Kreu­zes im Dritten Reich (1937–1945/46) nach dem Ende des Zweiten Welt­kriegs (1939–1945) niedergelassen.

Weitere Informationen

Monografien

  • Werner von Flotow, Sabine Barz, Das Rote Kreuz in Niedersachsen. Geschichte und Entwicklung des DRK-Landesverbandes Niedersachsen e.V. 1863-1980, o.O. 1980
  • Andrea Brinckmann, "Wir sind da - weil wir gebraucht werden" : 75 Jahre Deutsches Rotes Kreuz Landesverband Niedersachsen e.V., Hannover 2022

Websites

Enzyklopädie

Einzelnachweise

  1. Der neue DRK-Landesverband Niedersachsen umfaßte nach dem Auftrag der Militärregierung das Gebiet der früheren preußischen Provinz Hannover sowie die Länder Braunschweig, Oldenburg und Schaumburg-Lippe. […] In Braunschweig und Oldenburg bildeten sich jedoch bald, nachdem diese Gebiete – allerdings nur für eine kurze Zeit – selbständige Länder geworden waren, eigene DRK-Landesverbände, die sich dem Landesverband Niedersachsen auch nach Einbeziehung dieser Gebiete in das Land Niedersachsen als Verwaltungsbezirke zunächst nicht anschlossen. — Werner von Flotow, Sabine Barz, Das Rote Kreuz in Niedersachsen. Geschichte und Entwicklung des DRK-Landesverbandes Niedersachsen e.V. 1863-1980, o.O. 1980.
  2. Bundesverfassungsgericht, Beschluß des Zweiten Senats vom 1. August 1978, Az. 2 BvR 123/76.