Schutzzeichen
Allgemeines
Ein Schutzzeichen ist ein einfach gehaltenes Symbol zur Kennzeichnung von Personen, Fahrzeugen und Gebäuden, die im Konfliktfall nicht geschädigt werden dürfen und weitere Vorteile genießen. Aus Sicht der Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung gibt es zwei Gruppen von Schutzzeichen:
- Ein Schutzzeichen ist die Verwendungsart des Wahrzeichens für den Konfliktfall. Im Unterschied zum Kennzeichen entfaltet es eine rechtliche Schutzwirkung für die Personen, Fahrzeuge und Gebäude, die es führen. Es gibt vier Schutzzeichen, von denen drei verwendet werden: Rotes Kreuz, Roter Halbmond, Roter Kristall.
- Des Weiteren gibt es Schutzzeichen für zum Beispiel den Zivilschutz, Schutzzonen (Rotes Schrägband), Kriegsgefangenenlager und Kulturgut. Das sind Zeichen, die in der Regel nicht von Rotkreuz-Organisationen verwendet werden.
Dieser Artikel handelt von den Schutzzeichen der ersten Gruppe.
Aktuell verwendete Schutzzeichen
Es werden drei Schutzzeichen aktuell verwendet. Nicht mehr benutzt wird das Zeichen Roter Löwe mit Schwert und Sonne, das von 1922 bis 1980 in Persien (heute Iran) verwendet wurde. Es ist weiterhin geschützt aber nicht mehr in Gebrauch.
Rotes Kreuz
Das Rote Kreuz ist das Schutzzeichen, das mit dem ersten Genfer Abkommen in 1864 eingeführt wurde. Es wird auch — inzwischen ausschließlich in Rechtsvorschriften — als Genfer Kreuz bezeichnet.
→ Rotes Kreuz
Roter Halbmond
Der Rote Halbmond wurde 1868 eingeführt und erhielt 1929 den Status als Schutzzeichen. Er wird meistens in der nach rechts geöffneten Variante verwendet. Die Richtung hat keinen Einfluss auf die Schutzwirkung.
→ Roter Halbmond
Roter Kristall
Der Rote Kristall wurde 2005 im dritten Zusatzprotokoll definiert. Sein Geltungsbereich ist auf die Staaten beschränkt, die das Zusatzprotokoll ratifiziert haben oder ihm beigetreten sind (Vertragsstaaten), daher genießt das Zeichen noch nicht den universellen Schutz wie das Rote Kreuz und der Rote Halbmond.1
→ Roter Kristall
Rechtliche Grundlagen
Die grundlegende Regelung zu Schutzzeichen findet sich in Kapitel VII des I. Genfer Abkommens.2 In den Artikeln 38 bis 44 werden drei Schutzzeichen (Rotes Kreuz, Roter Halbmond, Roter Löwe mit roter Sonne) definiert und ihre Verwendungsweise beschrieben.
Im III. Zusatzprotokoll zu den Genfer Abkommen3 wurde 2005 ein viertes Schutzzeichen eingeführt, das von der Bewegung Roter Kristall genannt wird. Im Humanitären Völkerrecht heißt es: Zeichen des III. Protokolls.
Verworfene Schutzzeichen
Im Laufe der Geschichte gab es mehrere Vorschläge für weitere oder alternative Schutzzeichen und damit auch Wahrzeichen, die in einigen Fällen auch tatsächlich örtlich benutzt wurden: Roter Balken (Japan, verwendet), Rotes Dreieck (Niederlande), Rote Flamme (Siam), Rotes Hakenkreuz (Sri Lanka, Indien, China, Taiwan; verwendet), Rote Palme (Syrien), Rotes Lamm (Kongo-Léopoldville, verwendet), Rote Sonne (Japan, verwendet), Roter Stern (Simbabwe), Rotes Nashorn (Sudan), Rote Zeder (Libanon), Roter Torbogen (Afghanistan), Rotes Spinnrad (Indien).
Andere Schutzzeichen
Andere Schutzzeichen sind beispielsweise:
- Zivilschutzzeichen,
- Buchstaben PW und PG für Kriegsgefangenenlager,
- Buchstaben IC für Zivilinterniertenlager,
- Internationales besonderes Zeichen für Anlagen und Einrichtungen, die gefährliche Kräfte enthalten,
- Blaues Schild (Kulturgutschutzzeichen),
- Vereinte Nationen (Emblem).
Diese Zeichen werden vom Deutschen Roten Kreuz typischerweise nicht verwendet.
Digitale Schutzzeichen
Bewaffnete oder auch nur latente Konflikte werden im 21. Jahrhundert immer auch von digital geführten Angriffen auf die digitale Infrastruktur begleitet. In diesen Cyberwar genannten Auseinandersetzungen können auch humanitäre Organisationen und Einrichtungen, die unter dem Schutz der Genfer Abkommen stehen, zu Schaden kommen, wenn die von ihnen genutzten Systeme durch Cyberattacken unbrauchbar gemacht oder kompromittiert werden. Wie akut die humanitären Akteure gefährdet sind, zeigte die durch einen elaborierten Angriff erreichte Datenpanne beim Suchdienst des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK), die Anfang 2022 bekannt wurde.4
Aktuell (2022) gibt es weder anerkannte digitale Varianten der Schutzzeichen, noch einen Rechtsrahmen dafür. In einer mehrjährigen Studie, die 2022 veröffentlicht wurde, hat das IKRK gemeinsam mit anderen Organisationen mögliche Lösungen erarbeitet und diskutiert.5
Weitere Informationen
Enzyklopädie
- Artikel Rotes Kreuz, Roter Halbmond und Roter Kristall
- Artikel Roter Löwe mit Schwert und Sonne
- Artikel Zivilschutzzeichen
- Artikel Buchstaben PW, Buchstaben PG und Buchstaben IC
- Artikel Internationales besonderes Zeichen für Anlagen und Einrichtungen, die gefährliche Kräfte enthalten
Websites
- DRK.de, Die Schutzzeichen & Erkennungszeichen
- ICRC.org, The emblems
- Wikidata.org, Schutzzeichen
Dokumente
- ICRC.org, Symbols of help, hope and humanity, 12. Juni 2020 (Comic)
- International Committee of the Red Cross, Digitalizing the Red Cross, Red Crescent and Red Crystal Emblems. Benefits, Risks, and Possible Solutions, Genf 2022
Einzelnachweise und Erläuterungen
- ↑ Es gibt nur 98 Vertragsstaaten (Februar 2021). Der Rote Kristall bietet also nicht denselben universellen Schutz wie das Rote Kreuz und der Rote Halbmond.
- ↑ Genfer Abkommen zur Verbesserung des Loses der Verwundeten und Kranken der bewaffneten Kräfte im Felde (I. Genfer Abkommen), Genf 1949.
- ↑ Zusatzprotokoll zu den Genfer Abkommen vom 12. August 1949 über die Annahme eines zusätzlichen Schutzzeichens (III. Zusatzprotokoll), Genf 2005.
- ↑ ICRC.org, Sophisticated cyber-attack targets Red Cross Red Crescent data on 500,000 people, 19. Januar 2022.
- ↑ International Committee of the Red Cross, Digitalizing the Red Cross, Red Crescent and Red Crystal Emblems. Benefits, Risks, and Possible Solutions, Genf 2022.