Henry-Dunant-Medaille
Allgemeines
Die Henry-Dunant-Medaille (engl. Henry Dunant Medal, frz. Médaille Henry-Dunant) ist eine von der Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung vergebene persönliche1 Auszeichnung für ein besonders außergewöhnliches Engagement in der Bewegung auf möglichst internationaler Ebene.2 Alle zwei Jahre können nur fünf dieser Auszeichnungen verliehen werden, und die Träger werden von der Ständigen Kommission des Roten Kreuzes und Roten Halbmonds ausgewählt.3 Unter den Geehrten finden sich viele Delegierte des IKRK und der Föderation, die im Einsatz für das Rote Kreuz ums Leben kamen.4
Mehrere DRK-Gliederungen, zum Beispiel der Landesverband Niedersachsen und einige Kreisverbände, verleihen ebenfalls eine als Henry-Dunant-Medaille bezeichnete Auszeichnung. Das ist nicht die hier beschriebene Ehrung.
Träger aus dem Deutschen Roten Kreuz
Übersicht
Geehrte Person | Jahr |
---|---|
Michael BotheWP (*1938) | 2017 |
Ute Stührwoldt (?–2006) | 1999 |
Botho Prinz zu Sayn-Wittgenstein-HohensteinWP (1927–2008) | 1995 |
Anton SchlögelWP (1911–1999) | 1987 |
Werner LudwigWP (1914–2001, DRK der DDR) | 1983 |
Walter BargatzkyWP (1910–1998) | 1983 |
Etta Gräfin von WalderseeWP (1902–1978) | 1977 |
Michael Bothe (20175)
Michael BotheWP (*1938) vertrat mit Westdeutschland bei der Diplomatischen Konferenz, die von 1974 bis 1977 das I. und II. Zusatzprotokoll zu den Genfer Abkommen ausarbeitete. Seit 1995 leitet er den Fachausschuss Humanitäres Völkerrecht des Bundesverbands. Hauptberuflich war er als Hochschullehrer und in verschiedenen anderen Funktionen im Bereich des Völkerrechts tätig, besonders auch des Humanitären Völkerrechts.
Anton Schlögel (1987)
Anton SchlögelWP (1911–1999) war nach seiner Rückkehr aus dem Zweiten WeltkriegWP (1939–1945), den er als Soldat mit einer schweren Verletzung überlebte, zunächst ehrenamtlich für das DRK tätig. Von 1945 bis 1947 leitete er die Außenstelle des Bayerischen Roten Kreuzes in Nürnberg, von 1946 bis 1957 war er Vorsitzender des Bezirksverband Ober- und Mittelfranken und parallel dazu ebenfalls Vorsitzender des Kreisverbands Nürnberg-Stadt.6 Weiterhin wirkte er in den Schwesternschaften Coburg und Nürnberg mit. Er war aktiv an der Neugründung des DRK auf Bundesebene in Westdeutschland beteiligt, die im Aktionsausschuß von 1949 bis 1950 vorbereitet wurde und in der 1950 in der Gründung des Bundesverbands in Koblenz mündete. Fast zwanzig Jahre, von 1958 bis 1976, führte er hauptamtlich dessen Geschäfte als Generalsekretär. Anschließend wirkte er bis 1991 im Präsidium des Bundesverbands mit, dazu von 1979 bis 1987 auch im Vorstand des Verbands der Schwesternschaften. Zusätzlich zu diesen Tätigkeiten engagierte er sich in der Verbreitungsarbeit, und das von ihm herausgegebene Standardwerk zu den Genfer Abkommen wurde Der Schlögel genannt. Er wirkte am IV. Genfer Abkommen von 1949 sowie den I. und II. Zusatzprotokollen von 1977 mit.
Etta Gräfin von Waldersee (1977)
Etta Gräfin von WalderseeWP (1902–1978) war eigenen Angaben zufolge bereits vor der MachtergreifungWP der NSDAPWP in 1933 für das Deutsche Rote Kreuz tätig. In 1938 trat sie einer Parteiorganisation der NSDAP, der Nationalsozialistischen VolkswohlfahrtWP (NSV), bei. Mit dem Beginn des Zweiten WeltkriegsWP (1939–1945) wurde sie 1939 erneut DRK-Mitglied und zum 1. Januar 1940 die Sonderbeauftragte für Kriegsgefangene, das heißt sie leitete mit der Stellung einer DRK-Hauptführerin das Amt S7 in der 1937 neu organisierten Hauptverwaltung des Präsidiums. Sie selbst bezeichnete die Funktion nach dem Krieg als Leiterin der Kartei für Deutsche Kriegsgefangene in Eisenach und ordnete sie als ehrenamtlich ein.8 Für ihre Tätigkeit wurde sie mit dem KriegsverdienstkreuzWP ausgezeichnet, der höchsten Kriegsauszeichnung für Zivilisten, die nicht an Kriegshandlungen beteiligt waren. Sie gehörte auch dem Deutschen FrauenwerkWP (DFW) an, einem nationalsozialistischer Frauenverband; sie erklärte nach dem Krieg, die Mitgliedschaft hätte sie automatisch als Mitglied des DRK erworben. Nach der Befreiung von Eisenach am 6. April 1945 durch die amerikanische Armee wurde sie, eigenen Angaben zufolge, am 15. April 1945 die DRK-Kreisführerin von Eisenach und mit der Reorganisation des Deutschen Roten Kreuzes in Thüringen beauftragt. Sie zog jedoch bereits 1945 in den Westen Deutschlands, gründete im gleichen Jahr mit den DRK-Landesverband Nordrhein und leitete dort zunächst die Frauenarbeit und den Landesnachforschungsdienst (Suchdienst).9 1946 im Regierungsbezirk Düsseldorf und nochmals 1948 im Landkreis Moers wurde sie entnazifiziertWP und dabei als entlastet eingestuft, so dass sie ihre Tätigkeit im DRK fortsetzen konnte. Sie war Vizepräsentin des Landesverband bis 1960 und ebenfalls erste Vizepräsidentin des 1950 gegründeten Bundesverbands, was sie bis 1966 blieb.
Weitere Informationen
Websites
- Ständige Kommission des Roten Kreuzes und Roten Halbmonds, Vollständige Liste aller bisher Geehrten
- Standing Commission of the Red Cross and Red Crescent, 50 Years of the Henry Dunant Medal. Honouring the Winners, Genf 2015
- Wikidata.org, Henry-Dunant-Medaille
Enzyklopädie
- Artikel Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung
- Artikel Ständige Kommission des Roten Kreuzes und Roten Halbmonds
- Artikel Verdienstauszeichnung
Einzelnachweise und Erläuterungen
- ↑ Die Henry-Dunant-Medaille wird als persönliche Auszeichnung an Personen verliehen. Ausnahmsweise wurden 2005 alle freiwilligen Helfer der Nationalen Gesellschaften in Indonesien, Sri Lanka, Indien und Thailand für ihren Einsatz beim Erdbeben im Indischen Ozean 2004WP geehrt.
- ↑ Criteria for awarding the Henry Dunant Medal, in: International Review of the Red Cross, Nr. 325, 1998, S. 736-741.
- ↑ Ständige Kommission des Roten Kreuzes und Roten Halbmonds, The Henry Dunant Medal
- ↑ Standing Commission of the Red Cross and Red Crescent, 50 Years of the Henry Dunant Medal. Honouring the Winners, Genf 2015.
- ↑ DRK.de, Professor Michael Bothe erhält die Henry-Dunant-Medaille, 10. November 2017.
- ↑ KVNuernberg.BRK.de, Die Geschichte des Roten Kreuzes: Gründung des BRK Kreisverband Nürnberg-Stadt.
- ↑ Vgl. DRK.de, Gefangene des Krieges.
- ↑ Landesarchiv NRW Abteilung Rheinland, SBE Hauptausschuss Regierungsbezirk Düsseldorf NW 1000, Entnazifizierung Etta Anna Von Waldersee, geb. 22.11.1902 (Sachbearbeiterin).
- ↑ Landesarchiv NRW Abteilung Rheinland, SBE Hauptausschuss Landkreis Moers NW 1012, Entnazifizierung Etta Anna Von Waldersee , geb. 22.11.1902.