Rotkreuzkurs
Historischer Sprachgebrauch
Als Rotkreuzkurs wurde jahrzehntelang in der Bevölkerung ein Erste-Hilfe-Kurs bezeichnet, weil das Deutsche Rote Kreuz in der NachkriegszeitWP, bis in die achtziger oder neunziger Jahre, der größte Anbieter solcher Kurse in Deutschland war. Mit dem Rückgang des Marktanteils verschwand auch der Begriff Rotkreuzkurs zunehmend aus dem Sprachgebrauch.
Dachmarke für Erste-Hilfe-Kurse
Bei der Reform der Erste-Hilfe-Ausbildung, die ab April 2015 die bis dahin angebotenen Kurse Lebensrettende Sofortmaßnahmen (8 Unterrichtseinheiten) und die typischerweise zweitägige Grundausbildung in Erster Hilfe (16 Unterrichtseinheiten) durch ein einheitliches Format im Umfang von 9 Unterrichtseinheiten ersetzte, nutzte der Bundesverband die Geschichte des Begriffs und machte ihn zur Dachmarke für alle Arten von Erste-Hilfe-Kursen des DRK.
Mit Rotkreuzkurs.de betreibt die DRK-Service GmbH auf Bundesebene ein Portal, um offen ausgeschriebene Termine für Erste-Hilfe-Kurse in den Kreisverbänden und ggf. anderen Gliederungen zu bewerben. Das Portal wurde 2013 von einem Landesverband geschaffen, ging später in die Verantwortung des Bundesverbands über und wurde 2023 relaunchtWP. Zuvor hatte von 2003 bis 2005 der Malteser Hilfsdienst, Diözesangeschäftsstelle Rottenburg-Stuttgart, die Domain genutzt, um für seine Kursangebote zu werben.1
Genormte Typen von Kursen
Für die folgenden Kurse gibt es eine Ausbildungsordnung mit festgelegtem Curriculum und bundesweit einheitlichen Lehraussagen:2
- Rotkreuzkurs Erste Hilfe (EH Grundausbildung),
- Rotkreuzkurs Erste Hilfe Fortbildung (EH Fortbildung),
- Rotkreuzkurs Erste Hilfe am Kind (EH am Kind)°,
- Rotkreuzkurs Erste Hilfe Sport (EH Sport),
- Rotkreuzkurs Fit in Erster Hilfe (Fit in EH),
- Rotkreuzkurs Erste Hilfe Bildungs- und Betreuungseinrichtungen°,
- Rotkreuzkurs Erste Hilfe Senioren.
°) Diese beiden Kurstypen werden oft miteinander verwechselt. Es geht in beiden Kursen um Kindernotfälle, doch der eine Kurs richtet sich an Familien bzw. an Menschen, die privat mit Kindern zu tun haben, und der andere Kurs richtet sich an beruflich mit Kindern Beschäftigte wie Erzieher oder Tagespflegepersonen.
Funktionen in der Erste-Hilfe-Ausbildung
Die Lehrkräfte für Erste Hilfe heißen Ausbilder. Sie benötigen eine medizinische Mindestqualifikation die Ausbildung als Sanitäter, müssen also nicht für den Rettungsdienst qualifiziert sein oder Einsatzerfahrung nachweisen. Dadurch kann die Funktion zum Bespiel auch durch Personen, die einen Freiwilligendienst leisten, wahrgenommen werden, wenn sie schon volljährig sind. Die Ausbilder werden in die Lehr-Lern-Unterlage eingewiesen, wirken mindestens einmal aktiv bei der Gestaltung eines Kurses mit (Hospitation), weisen ihre gesundheitliche Eignung nach (zum Beispiel durch eine Helferuntersuchung) und nehmen an einer Lehrkräfteschulung ihres Landesverbands im Umfang von mindestens 55 UE teil. Zur Aufrechterhaltung ihrer Lehrberechtigung müssen sie innerhalb von drei Jahren an einer Fortbildung im Umfang von 16 UE teilnehmen. Gliederungen können zur Qualitätssicherung höhere Anforderungen stellen.
Die Lehrkraft eines Landesverbands, die Erste-Hilfe-Ausbilder qualifiziert, ist ein Multiplikator und wird als Lehrbeauftragter bezeichnet. Sie braucht keine höhere medizinische Qualifikation wie ein Ausbilder, jedoch eine umfangreichere didaktische Ausbildung (120 UE), ohne pädagogische Fachkraft sein zu müssen. Die Ernennung erfolgt durch den zuständigen Landesarzt.
Eine Person, die einen Ausbilder bei einem Erste-Hilfe-Kurs unterstützt, heißt Ausbildungshelfer. Er führt weder eigenständig einen Kurs noch Teile eines Kurses durch. Ein Ausbildungshelfer muss mindestens 16 Jahre alt sein, und seine letzte Aus- oder Fortbildung in Erster Hilfe soll nicht länger als zwei Jahre vergangen sein.
In jedem Kreisverband, der Erste-Hilfe-Ausbildung anbietet, ist ein Ausbildungsbeauftragter — in der Regel hauptamtlich — tätig, der künftige und bereits qualifizierte Ausbilder betreut, Ausbilderbesprechungen organisiert, durch Hospitationen die Qualität der laufenden Ausbildung überprüft und bei der Beschaffung von Ausbildungs- und Lehrmaterialien mitwirkt.
Abgrenzung von anderen Kursangeboten
Nur Erste-Hilfe-Kurse werden im DRK als Rotkreuzkurse bezeichnet. Nicht dazu gehören unter anderem diese Angebote:
- Gesundheitsprogramme (z.B. Gymnastik, Yoga, Tanzen, Gedächtnistraining),
- Breitenausbildung der Wasserwacht (z.B. Schwimmen, Rettungsschwimmen, Babyschwimmen),
- Aus- und Fortbildung von Betriebssanitätern,
- Familienbildung (z.B. Fit im Babysitting, Eltern mit Babys im ersten Lebensjahr),
- Fachausbildungen der Rotkreuz-Gemeinschaften,
- Herzensretter (nur Herz-Lungen-Wiederbelebung),
- Erste Hilfe mit Selbstschutzinhalten (Notfallvorsorge).
Rotkreuzkurse gehören zur Breitenausbildung des Deutschen Roten Kreuzes.
Weitere Informationen
Websites
- DRK.de, Rotkreuzkurs Erste Hilfe
- Website Rotkreuzkurs
Enzyklopädie
- Artikel Breitenausbildung
- Artikel Sanitätsdienst
- Artikel Kursteilnehmerverwaltung
- Artikel Lebensretter
Einzelnachweise
- ↑ Der Begriff "Rotkreuzkurs" wird in der Umgangssprache als Synonym für "Erste-Hilfe-Kurs" gebraucht. Erste-Hilfe-Lehrgänge werden in Deutschland von allen großen Hilfsorganisationen angeboten. Die Malteser haben ein umfassendes Angebot rund um die Erste Hilfe entwickelt, damit Sie im Notfall schnell und richtig helfen können. — www.rotkreuzkurs.de von 2003 bis 2005.
- ↑ Deutsches Rotes Kreuz, Erste Hilfe Programme, Ordnung für Aus-, Fort- und Weiterbildung im Deutschen Roten Kreuz, Teil: Erste Hilfe, Berlin 2015