Personenauskunftsstelle

Nachschlagewerk über das Deutsche Rote Kreuz und die Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung

Allgemeines

Eine Personenauskunftsstelle (PASt) ist eine vorübergehende Einrichtung des Deut­schen Roten Kreu­zes, die im Falle eines Konflikts, einer Katastrophe, eines Großschadensereignisses oder einer anderen Krise eingerichtet wird. Sie hilft Menschen, die bei diesem Ereignis den Kontakt zueinander verloren haben, sich wiederzufinden. Betrieben werden Personenauskunftsstellen von ehren­amtlichen Gruppen der Bereitschaften.1

Arbeitsweise

Die Tätigkeit einer Personenauskunftsstelle gliedert sich grob in zwei Teilaufgaben:

  1. Informationen über Betroffene, die vermisst werden könnten, werden zusammengetragen, idealerweise unter Verwendung der bundeseinheitlichen Registrierkarten, die vor allem der Betreuungsdienst, Sanitätsdienst und Rettungsdienst ausfüllen und an die Personenauskunftsstelle weiterleiten. Die Daten werden dort aufbereitet, geordnet, in einer Handkartei oder auch dem System Xenios erfasst.
  2. Auf dieser Datenbasis können Anfragen nach dem Verbleib von Menschen beantwortet werden. Die Anfragen werden in der Regel persönlich oder telefonisch aufgenommen. Wenn die technische Infrastruktur vorhanden ist, dann kann es auch digitale Kommunikationswege wie insbesondere E-Mail geben. Typischerweise werden Suchanfragen und Auskünfte entkoppelt, aber sie können auch in Form einer Schnellauskunft verbunden werden.

Eine Personenauskunftsstelle wird meist rückwärtig eingerichtet, um ungestört, sicher und mit einer stabilen Infrastruktur arbeiten zu können. Sie kann, ganz oder in Teilen, je nach Lage, auch am Ort eines Ereignisses aufgebaut und betrieben werden, oder es können Teilaufgaben wie zum Beispiel Datenübernahme, Annahme von Anfragen und Auskunft teilstationär oder mobil näher an Ereignisorten eingesetzt werden. Das ist neben dem jeweiligen Umständen von der Ausrüstung und Ausbildung der Einsatzkräfte abhängig.

Abgrenzung vom staatlichen Auskunftswesen

In vielen Bundesländern war das Auskunftswesen bei Katastrophen und Großschadensereignissen an das DRK delegiert worden, weil es mit den bis 2022 bestehenden Kreisauskunftsbüros ohnehin eine solche Leistung vorhielt. Alternativ kann es auch staatliche Auskunftsstellen geben, oder staatliche Stellen, insbesondere die Polizei, können parallel zum DRK ebenfalls vergleichbare Aufgaben wahrnehmen. Wenn das DRK eigenständig eine Personenauskunftsstelle betreibt, dann ist es ausschließlich mit einem humanitären Auftrag tätig und verarbeitet die personenbezogenen Daten der suchenden, gesuchten und möglicherweise gesuchten Menschen nur zum Zweck der Zusammenführung von Familien und sonstigen Wiederherstellung von Kontakten. Die Unabhängigkeit ist gewahrt.

Wenn eine Personenauskunftsstelle auch weitere Aufgaben wahrnimmt, dann muss d durchführende Gliederung prüfen, ob die Grundsätze der Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung gewahrt sind. Beispielsweise die Erstellung von laufenden Statistiken und die Unterstützung der medizinischen Dokumentation sind unkritisch, während vor allem die Unterstützung polizeilicher Aufgaben wie die Ermittlung von Straftätern mit dem Grundsatz der Unabhängigkeit schwer zu vereinbaren ist und ethisch fragwürdig ist.

Weitere Informationen

Erläuterungen

  1. In 2022 wurde innerhalb des DRK die Personenauskunft vom Suchdienst abgetrennt. Bis dahin gab es einen ehren­amtlichen Teil des DRK-Suchdienstes, die Kreisauskunftsbüros (KAB). Die Personenauskunftsstelle im Kriegsfall (Konflikt) wird weiter durch das Amtliche Auskunftsbüro (AAB) betrieben, woran die Bereitschaften jedoch nicht mehr beteiligt sind.