Kamerad

Nachschlagewerk über das Deutsche Rote Kreuz und die Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung
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Allgemeines

Die Bezeichnung Kamerad (Kd.) ist keine in einer Satzung oder Ordnung des Deut­schen Roten Kreu­zes definierte Funktion. Es handelt sich um eine häufig zu hörende Anrede bei Ansprachen auf internen Versammlungen an aktive Mitglieder vor allem im Bereich der Hilfsorganisation. Von Kameraden (auch Rotkreuzkamerad oder Rotkreuz-Kamerad) wird auch oftmals in Veröffentlichungen gesprochen.

Mit der Verwendung des altertümlichen Begriffs wird in der Regel der Wunsch nach einer auf Dauer und untereinander auf freundschaftliche Verbindung aufgelegte Gemeinschaft im Ehrenamt zum Ausdruck gebracht. Er kann auch stärker gemeint sein, im Sinne einer eingeschworenen Gemeinschaft, deren Zusammenhalt über das Engagement im DRK hinausgeht und von einer Art Chorgeist geprägt ist. Die bedeutungsmäßig stärkste Ausprägung trägt die Sehnsucht nach einer militärisch angehauchten und maskulin geprägten Kultur — wie sie typischerweise in Freiwilligen Feuerwehren zu finden ist — mit sich.

Bewertung

Der Begriff wird meist unbedacht und bloß rhetorisch verwendet. Er drückt ein seit spätestens den 1990er-Jahren nicht mehr zeitgemäßes Verständnis vom Ehrenamt aus. Es hat eine Verschiebung weg von langfristigen, wenig reflektierten Mitwirkungen hin zu einem bewussten, stärker themen- und interessenbezogenen Engagement auf Zeit stattgefunden. Der starke innere Zusammenhalt einer 'Kameradschaft' lässt nicht nur die ideellen Grundlagen und die humanitären Aufgaben in den Hintergrund geraten, sondern bringt auch eine Ausgrenzung gegenüber Menschen mit sich, die sich zeitlich und thematisch fokussiert in das Deut­sche Rote Kreuz einbringen möchten.

Sprachlich hat Kamerad aufgrund der Begriffsgeschichte und auch der heutigen Verwendung einen militärischen Anklang. Als Nationale Gesellschaft ist zwar eine der Aufgaben des Deut­schen Roten Kreu­zes die Unterstützung des Sanitätsdienstes der Bundeswehr, aber das DRK ist keine militärische oder paramilitärische Einrichtung, und eine militärische Kultur wirkt bei einer zivilen, humanitären Organisation auch befremdlich. Der Begriff sollte daher gemieden werden.

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