Hauer
Allgemeines

Der Hauer (auch: DRK-Hauer, Dolch, Seitengerät) war eine Zierwaffe und ein Werkzeug, das männliche Angehörige des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) im Dritten Reich (1937–1945) als Teil der persönlichen Ausrüstung tragen konnten. Er war ein sichtbarer Ausdruck der Militarisierung des DRK in dieser Epoche, denn ähnliche Blankwaffen wurden auch bei der Wehrmacht, der SS und anderen zivilen, gleichgeschalteten Organisationen getragen.
Tatsächlich wurden die Hauer praktisch nicht benutzt, weshalb sie heutzutage oft noch gut erhalten sind. Sie wurden unter anderem oder ausschließlich von dem bis heute bestehenden Unternehmen Robert Klaas in Solingen gefertigt.
Varianten

Die Führungsstufen im damaligen DRK waren militärischen Gepflogenheiten angepasst worden, und der DRK-Hauer wurde entsprechend für drei Personengruppen verschieden hergestellt und ausgegeben: Mannschaften, Unterführer, Führer (→Artikel Dienststellung (Drittes Reich)).
Die Hauer für Mannschaften (Mannschaftshauer) und Unterführer waren einfach gehalten und sollten als Werkzeug zum Schneiden und Sägen dienen können. In der Praxis war das eine so selten benötigte Funktion, dass es keinen Sinn machte, gerade dafür ein großes Werkzeug mit sich zu führen. Das zeigt, dass der Hauer eine repräsentative und dadurch militarisierende Funktion hatte. Damit die Ausführung für Mannschaften und Unterführer nicht als Waffe galt, war die Spitze abgeflacht. Bei der Ausführung für Führer (Führerdolch) war das nicht der Fall, darüber hinaus wurde sie zur Verzierung durch ein Gehänge ergänzt.
Bedeutung
Das Deutsche Rote Kreuz hatte sich nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten in 1933 zügig selbst an die neuen Machtverhältnisse angepasst und wurde sukzessive gleichgeschaltet, bis es durch das Gesetz über das Deutsche Rote Kreuz (1937) mit der Auflösung der Landesvereine und aller anderen Gliederungen zu einer zentralistisch organisierten Quasi-Behörde mit dem Gebiet nach den Wehrkreisen entsprechenden Landesstellen wurde. Das DRK wurde in die Vorbereitung auf die seitens der neuen Machthaber geplanten Kriege eingeschlossen und den militärischen Strukturen angepasst.
Damit einher ging die äußere Veränderung, mit der das Erscheinungsbild einschließlich der Bekleidung stark an das der Wehrmacht angelehnt wurde. Der Hauer gehört neben insbesondere dem Logo und Aufmärschen zu den besonders sichtbaren Zeichen der Militarisierung der eigentlich zutiefst zivilen Organisation. Der Sache nach war es ein überflüssiges Werkzeug, das vermutlich wenig außerhalb von repräsentativen Anlässen getragen wurde. Es ist durchaus vorstellbar, dass ein mit einer solchen Anscheinswaffe ausgerüsteter Helfer bei einem frontnahen Einsatz im Krieg versehentlich von gegnerischen Streitkräften für einen Kombattanten gehalten und angegriffen wurde. Daher werden die Helfer vermutlich vermieden haben, den Hauer zu tragen.
Ähnliche Hauer gab es auch in anderen zivilen Organisationen, aber beim DRK fasziniert einige heutige Interessierte der ostentative Militarismus einer humanitären Organisation. Daher werden DRK-Hauer als Militaria im drei- bis vierstelligen Euro-Bereich gehandelt und im Rahmen der NS-Nostalgie naiver oder rechtsextremer Gesinnung bewundernd betrachtet.
Weitere Informationen
- Artikel Deutsches Rotes Kreuz
- Artikel Dienststellung (Drittes Reich)
- Artikel Logo (Drittes Reich)
- Artikel Bundeswehr