Die seltsame Krankheit des Herrn Henri Dunant
Allgemeines
Die seltsame Krankheit des Herrn Henri Dunant ist ein 1942 verfasstes Prosastück von Berthold Brecht (1898–1956), das als Geschichte für einen Film dienen sollte. Brecht wollte aus dem Stoff der Biografie von Henry Dunant (1828–1910) eigentlich das Theaterstück Leben des Menschenfreunds Henri Dunant schaffen, scheiterte aber daran. Der erneute Versuch als Filmprojekt kam nicht zur Umsetzung und blieb ebenfalls Fragment. Seine Idee bestand darin, die wichtigen Ereignisse in Dunants Leben als Episoden einer Krankheit darzustellen, wobei die Krankheit die Menschlichkeit ist. Die so entstehende Krankengeschichte hätte den Charakter einer Satire gehabt. Dunant wäre nicht als tugendhafter Held, sondern als Opfer einer Schwäche erschienen, die die ganze Gesellschaft ergriffen hat. Brecht wollte nicht Dunant und seine Ideale kritisieren, sondern gesellschaftskritisch für mehr Humanität plädieren. Das historische Material stammt aus dem 1938 erschienenen Werk Dunant. Der Roman des Roten Kreuzes von Martin Gumpert (1897–1955), das vermutlich von Oskar Homolka (1898–1978) gelesen und inhaltlich an Brecht weitergegeben worden war.
Weitere Informationen
- SuhrkampTheater, Bertolt Brecht. Leben des Menschenfreunds Henri Dunant. Fragment
- Berthold Brecht, Stücke 10. Stückfragmente und Stückprojekte. Teil 2; herausgegeben und bearbeitet von Klaus-Detlef Müller, Werner Hecht, Jan Knopf, Werner Mittenzwei und Günter Glaeser; Berlin 1997
- Jan Knopf, Brecht-Handbuch. Eine Ästhetik der Widersprüche, Stuttgart 1996, Seite 429
- Rainer Schlösser, Berthold Brecht und Henry Dunant; in: Motivgemeinschaft Rotes Kreuz (Hrsg.), Mitteilungsblatt, Nr. 233 (2/2023), Frankenberg 2023, Seiten 18–19
- Artikel Schlacht von Solferino